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Omega 2005 in Landsberg

Geschrieben am 25.02.2009 20:02:43

Von
amu0036
amu0036

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Von überallher kamen sie, um sie zu erleben: aus Schwerin und dem Erzgebirge, aus Thüringen und Hoyerswerda, aus Dresden und Berlin, aus Leipzig und Halle, aus Magdeburg und Cegléd, aus Mecklenburg-Vorpommern, Budapest und den alten Bundesländern - um die 1962er Jungens zu sehen und zu hören, die seit 1971 in unveränderter Besetzung ungarische Rockmusik machen: OMEGA aus Budapest auf der Freilichtbühne in Landsberg bei Halle am 04.06.2005 um 20:00 Uhr, Einlaß um 18:30 Uhr.

So machte auch ich mich auf - per pedes und Eisenbahn um 14:10 Uhr von Dresden-Cotta via Leipzig/Halle nach Landsberg, das ich vorher nur dem Namen nach kannte, um die "alten Herren" endlich einmal in Deutschland zu erleben. Zwei vorher besuchte Konzerte mit ihnen im Budapester Nép- bzw. Ferenc-Puskás-Stadion 1999 und 2004 sowie hoffnungsvolle Spekulationen und Informationen vom OMEGA-Fanclub Deutschland ließen mich und natürlich viele andere immer wieder davon träumen, die Legende auf deutschem Boden endlich einmal wieder begrüßen zu dürfen. Und wie sie begrüßt wurden: Schon um 17:30 Uhr, als ich in Landsberg eintraf, standen einige ...zig Leute am Eingangstor des von einem hohen Felsen auf der einen und einem blickdichten Zaun auf der anderen Seite abgeschirmten Veranstaltungsareals. Einge "Astlöcher" gab es aber trotzdem, und so konnte der OMEGA-Soundcheck sehr bescheiden auch visuell miterlebt werden. Erzgebirgischer und Berliner Akzent wechselten sich um mich herum ab, als in (N)ostalgie über deutsch-ungarische Begegnungen geschwelgt wurde. Auch ungarische Laute waren dazwischen - von Leuten, die hier heimisch wurden, aber auch von solchen, die aus Ungarn angereist waren.

4000 Menschen müssen es gewesen sein, die nach dem Einlaß und kurzer "kulinarischer" Stärkung Platz fanden - stehenderweise bzw. sitzend auf einem seitlich der Bühne befindlichen begrünten Wall. Das Vorprogramm, wegen dem die wenigsten Leute den Weg nach Landsberg fanden und welches um 20:00 Uhr mit der Auswahl von 3 Kandidaten für das anschließende "Meet and Greet"-Treffen mit OMEGA eröffnet wurde, das sich zudem durch eine langatmige Moderation in die Länge zog und mit einigen Liedern einer aus Stralsund stammenden Sängerin namens Caró beendet wurde, erlebte immer wieder "OMEGA-OMEGA"-Skandierungsrufe. Kurzzeitig einsetzender Regen zerrte nochmals gehörig an den Nerven, die auch Dieter "Maschine" Birr von den Puhdys (36 Betriebsjahre) und ein Mitglied der Gruppe Karat (30 Betriebsjahre), dessen Namen ich zu meiner Schande nicht kannte, nicht beruhigen konnten. Allerdings ging aus dem Interview, das beide gaben und in dem sie die Großartigkeit von OMEGA lobten, hervor, daß der im Jahr 2004 verstorbene Karat-Sänger Herbert Dreilich durch seinen Sohn eine würdige Fortsetzung in den Reihen von Karat finden wird - eine Tatsache, die neben mir viele Anwesende mit großer Freude aufnahmen.

"Gammapolisz" war das 1. Stück, das OMEGA nach einer kurzen Ouvertüre um 21:45 Uhr, nachdem sie sich nicht mehr länger bitten ließen und endlich den Kontakt zu ihren deutschen Fans unter frenetischem Jubel dieser herstellten, darbrachten. Vom OMEGA-Fanclub vorher verteilte "WILLKΩMMEN"-Plakate verstärkten die Herzlichkeit des lang ersehnten Zusammentreffens, bei dem der Funke sofort übersprang und als permanenter Lichtbogen weiterbrannte. Das hatte allen gefallen, die da auf der Bühne standen: János Kóbor, László Benkő, Ferenc Debreczeni, Tamás Mihály, György Molnár, Tamás Szekeres, Ildikó Keresztes und noch 2 männlichen Mitstreitern, deren Namen ich nicht mit Sicherheit kannte. Bei György "Elefánt" Molnár hatte ich manchmal das Gefühl, daß er sich vor Begeisterung womöglich irgendwann einmal kopfüber in die begeisterte Menge hätte fallen lassen wollen.

Sie waren eine brillante Mann(- und Frau)schaft, die unglaublich viel Freude hatte, sich ihren Anhängern mitzuteilen, und dieses verbreitete Glück hundertfach zurückbekamen. Die großen Hits, die sie spielten und die die anderen "sie" alle kannten, waren: "Életfogytig Rock and Roll", "Ezüst eső", "Tízezer lépés", "Ha én szél lehetnék", "Ballada a fegyverkovács fiáról", "Csillagok útján", "Őrültek órája", "Fekete pillangó", "Petróleumlámpa", "Léna", "Napot hoztam, csillagot", "Gyöngyhajú lány", "Nem tudom a neved", "Metamorfózis" (Vollständigkeit und Reihenfolge nicht gesichert). Nach reichlich 2 Stunden war der Zauber vorbei und ein 20minütiges Feuerwerk, das vom Felsen neben der Freilichtbühne abgebrannt wurde, beendete den hinreißenden Abend, der in einer rauschenden OMEGA-Ballnacht gipfelte.

Mehr als 10.000 Schritte und unzählige Hauptverkehrszeiten hatte es gebraucht, um auf der Sternenbahn zu Gammapolis zu fliegen, um von dort durch Metamorphose im Silberregen als schwarzer Schmetterling oder Perlenhaarmädchen, dessen Namen niemand kennt, wieder auf die Erde zurückzukehren - mit Mitbringseln wie der Sonne, den Sternen und dem Wind -, und um dann mit einer russischen Schönheit eine Schlittenpartie zu wagen oder lebenslänglich dem Rock 'n' Rock zu frönen.

Müde und erschöpft, aber glücklich und zufrieden machte ich mich mit leichtem Ohrensausen auf dem Weg zum Bahnhof - vorbei an so vielen Autokennzeichen, die noch einmal die Herkunft der Besucher verrieten -, von wo mich dann um 00:30 Uhr der Zug nach Bitterfeld brachte. Von dort ging es um 02:25 Uhr nach Leipzig, auf dessen großen Hauptbahnhof mich 2 Werbeplakate der BILD-Zeitung, auf denen der Gruppe Karat und ihrem langjährigen Bestehen mit Vater und Sohn gedacht wurde, noch einmal daran erinnerten, daß die Menschen, die es wollen, weiterhin mit dieser wunderbaren Rockband "über 7 Brücken gehen", sich vom "Schwanenkönig" verzaubern lassen und mit dem "Albatros" davonfliegen können.

Als ich vor 22 Jahren nach Dresden kam - zu einem Zeitpunkt, als OMEGA ihr letztes DDR-Konzert gaben -, bin ich oft in die Musikabteilung des hiesigen Centrum-Warenhauses gegangen, um Ausschau nach Schallplatten westlicher Gruppen zu halten (und manchmal hatte ich tatsächlich Glück). Wenn letzteres nicht der Fall war, kaufte ich mir dort als "Ersatz" oft die Ungarn-Importe der OMEGA-Platten, die damals noch 3sprachig (!) waren (Gammapolisz, Gammapolis, Гаммаполис) und heute bei mir zu Hause als wohlgehütete Relikte einer vergangenen und allgegenwärtigen Zukunft darauf warten, von einem Plattenspieler abgetastet zu werden, der sich hoffentlich bald von mir reparieren lassen wird.

Viele gerade und krumme Lebenswege sind offensichtlich dazu da, sich zu Kreisen schließen zu lassen.

amu0036

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Thema Autor Datum
Omega 2005 in Landsberg amu0036 25.02.2009 20:02

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